Meinungen

Friedensnobelpreis 2012: Obama noch getoppt

von Peter Strutynski *

Friedensnobelpreise waren nie frei von politischen Rücksichtnahmen und ideologisch motivierten Interessen: Das hatte und hat zu tun mit der Nähe des Nobelpreiskomitees zur norwegischen Politik. Das Komitee besteht aus 5 Mitgliedern, die das politische Spektrum des Storting, des norwegischen Parlaments widerspiegeln: Zur Zeit sind dies zwei Vertreter der Sozialdemokratischen Partei, ein Mitglied der Konservativen, eine Vertreterin der rechtsgerichteten und fremdenfeindlichen „Progress“-Partei sowie ein Linkssozialist. Von den Entscheidungen dieses Gremiums ist also grundsätzlich nicht viel anderes zu erwarten, als wenn ein Fünfparteien-Gremium des Deutschen Bundestags oder ein entsprechender Ausschuss des Österreichischen Nationalrats (dem allerdings noch das linkssozialistische Element fehlte) über die Preisträger/innen zu bestimmen hätte.

Leben unter ständiger Bedrohung durch Drohnen

Drohnen der Vereinigten Staaten von Amerika kreisen über Dörfern in Pakistan, wobei die Menschen dort nie wissen, wann sie zuschlagen werden

von Jennifer Gibson (USA)

Letzte Woche veröffentlichten die Universitäten Stanford und New York eine größere Studie über den Einsatz von Drohnen in dem immer wieder auflodernden, aber nie endenden Krieg gegen den Terror. Leider begriffen viele Kommentatoren nicht die Schlüsselbotschaft der Studie: Drohnen terrorisieren eine gesamte zivile Bevölkerung.

Realisten spielen Videospiele

von Robert C. Koehler (USA)

Der heilige Augustinus segnet die Mordliste. Und Liberalismus ist nur eine nettere, geschicktere, schlauere PR-Methode für die Durchführung der brutalen Arbeit des Imperiums.


Siehe da, Präsident Obama am zweiten Tag seiner Präsidentschaft, flankiert von pensionierten Generälen und Admiralen, wie er eine Regierungsverordnung unterschreibt, mit der er Folter verbietet und die baldige Schließung des Gefängnisses in Guantánamo Bay ankündigt – mit der er, anders gesagt, einige ernsthafte Wahlversprechen erfüllt.

Der Kolonialismus hat nie aufgehört, er geht weiter mit anderen Mitteln

von George Monbiot (USA)


Es wird gesagt, dass die Verurteilung des früheren Präsidenten von Liberia Charles Taylor eine unmissverständliche Botschaft an die derzeitigen Führer gesendet hat: ein hohes Amt verleiht keine Immunität. Eigentlich wurden zwei Botschaften gesendet: wenn ihr ein kleines, schwaches Land führt, könnt ihr mit der vollen Gewalt des Internationalen Rechts rechnen. Wenn ihr ein mächtiges Land führt, habt ihr nichts zu befürchten.

Washington führt die Welt in die Gesetzlosigkeit

von Paul Craig Roberts (USA)


Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika gibt vor, sich an den Rechtsstaat zu halten, die Menschenrechte zu respektieren und ihren Bürgern Freiheit und Demokratie zu bieten. Washingtons Anspruch und die unverblümte Realität stehen sich diametral gegenüber.


Vertreter der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika kritisieren routinemäßig andere Regierungen, diese seien undemokratisch und verletzten die Menschenrechte. Kein Land außer Israel schickt allerdings Bomben, Raketen und Drohnen in souveräne Länder, um Menschen und deren Zivilbevölkerung zu ermorden. Die Foltergefängnisse von Abu Ghraib, Guantánamo und die geheimen Gefängnisse der CIA sind der Beitrag der Bush-/Obamaregimes zu den Menschenrechten.


Washington verletzt die Menschenrechte seiner eigenen Bürger. Washington hat die in der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika garantierten bürgerlichen Rechte aufgehoben und seine Absicht erklärt, Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika unbefristet ohne rechtsstaatliches Verfahren einzusperren. Präsident Obama hat bekannt gemacht, dass er aus eigenem Ermessen Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika umbringen kann, die er für eine Bedrohung der Vereinigten Staaten von Amerika hält.

 

Die Alchemie des Verzeihens

von Robert C. Koehler (USA)

„Fünfzehn Männer schlugen uns und vergewaltigten uns,“ sagte die junge Frau. „Ich war zwölf. Einen der Männer kannte ich. Meinen Onkel. Ich sehe diesen Mann immer noch hier in der Gegend – wenn ich ihn sehe, dann habe ich Angst.“


Das war während des Bürgerkriegs in Sierra Leone, elf Jahren Hölle, die 2002 zu Ende ging, aber eigentlich nicht wirklich zu Ende ging, weil die Überlebenden, deren Kultur zerschlagen und deren Gemeinsinn gebrochen worden war, in einem Zustand anscheinend unüberbrückbaren Misstrauens untereinander verblieben waren. Über 50.000 Menschen kamen in diesem Krieg um ihr Leben. Viel mehr wurden verkrüppelt und entstellt, tausende Kinder wurden entführt und unter Todesqualen zu Kindersoldaten gemacht – zu Mördern. Das war der Krieg, in dem der Begriff „Blutdiamanten“ publik wurde.

Weltreiche damals und jetzt

von Paul Craig Roberts (USA)

Große Weltreiche wie das römische und britische waren parasitär. Die Reiche waren erfolgreich, da der Wert der Ressourcen und Reichtümer, die sie den eroberten Ländern entzogen, die Kosten für Eroberung und Beherrschung überstieg. Der Grund dafür, dass Rom sein Reich nicht in den Osten Deutschlands ausweitete, lag nicht in der militärischen Tapferkeit der germanischen Stämme, sondern in Roms Kalkulation, dass die Kosten für die Eroberung den Wert der gewinnbaren Ressourcen überstiegen.


Das römische Imperium ging zugrunde, weil die Römer Arbeitskräfte und Ressourcen in Bürgerkriegen erschöpften, die sie unter sich selbst um die Macht ausfochten. Das britische Empire ging baden, weil die Briten sich selbst im Kampf gegen Deutschland in zwei Weltkriegen übernahmen.