Lokales - Wer löscht den Flächenbrand in Syrien  und in den Nachbarstaaten?

Vortrag und Diskussion mit Karin Leukefeld, Journalistin und Autorin in Bonn

Donnerstag, 18. Juni 2015 um 19:00 Uhr in der Katholischen Familienbildungsstätte,
Bonn, Lennéstr. 5, Gebühr  5.-/3.-€

In der medialen Berichterstattung ist der seit 2011 tobende Krieg in Syrien mit seinen verheerenden Folgen für die syrische Zivilgesellschaft seit dem Auftreten des sogenannten "Islamischen Staates" im Irak vorübergehend in den Hintergrund getreten. Inzwischen kontrollieren die IS-Milizen nicht nur große Teile des Irak, sondern nach der Eroberung Palmyras auch mehr als die Hälfte des syrischen Staatsgebiets. Der Westen ist durch Luftangriffe, Waffenlieferungen und militärische Ausbildungshilfe an dem Kampfgeschehen ebenso beteiligt wie auf der Gegenseite Saudi-Arabien, die Golfstaaten und die Türkei, wobei eine klare Zuordnung der Konfliktparteien immer schwieriger wird. Sämtliche Nachbarstaaten Syriens werden durch kaum versiegende Flüchtlingsströme in zunehmendem Maße destabilisiert.

In ihrem unlängst veröffentlichten Buch "Flächenbrand - Syrien, Irak, die Arabische Welt und der Islamische Staat" hat die Bonner Nahost-Expertin Karin Leukefeld eine Bestandsaufnahme über die immer unüberschaubarer werdende Gemengelage der Region vorgenommen. Neben einigen Passagen aus dem Buch wird sie an dem Abend auch ihre jüngsten Eindrücke aus dem letzten Aufenthalt vor Ort zur Kenntnis geben und u.a. auch mit uns der Frage nachgehen, welche Rolle Deutschland und die EU bei den neuerlichen Versuchen einer Entwirrung dieses beängstigenden Knotens spielen können.

Hintergrund:

„Seit dem Juni 2014 werden die Schlagzeilen über die Entwicklung in Syrien vom selbsternannten „Islamischen Staat“ (ISIL bzw. ISIS, arabische Abkürzung Daesh) im Irak und in der Levante bestimmt“ (K. Leukefeld, Flächenbrand, Köln 2015, S.36).

Seit 2015 verschwindet der Syrienkonflikt fast vollständig aus den Medien. Trotz der Nicht Beachtung durch die Medien ist die Europäische Union nach wie vor tief in diesen Konflikt verstrickt durch die Stationierung der Patriot- Raketen in der Türkei (Bundesrepublik Deutschland, Niederlande ), die Entsendung von Waffenlieferungen an die kurdischen Perschmerga  im Nordirak und die Entsendung  von Soldaten als Trainer und Ausbilder. Gleichzeitig überweist die EU hohe Summen an internationale Hilfsorganisationen, um Flüchtlingslager in der Türkei, Jordanien, Irak und Libanon zu unterstützten.

Aus der Genfer Konferenz  (Anfang 2014) haben sich Probleme ergeben, weil die nicht bewaffnete innersyrische Opposition und die Kurden nicht teilnehmen durften, sondern  ausschließlich die von Istanbul aus operierende und von der Staatengruppe der so genannten “Freunden Syriens“ gestützte Opposition teilnahmeberechtigt war.

Im vergangenen Jahr haben sich die Rahmenbedingungen des Syrienkonflikts geändert: Der „Islamische Staat“ (ISIL) operiert nicht nur im Nordirak sondern auch in Syrien. Der Westen hat seinen „Anti-Terror-Krieg“vom Nordirak aus auf Syrien ausgedehnt und fliegt tägliche Luftangriffe, die nicht mit der syrischen Regierung abgesprochen sind. Die USA, die EU- und die Golf-Staaten unterstützen militärisch eine in ihren Augen „moderate Opposition“ in Syrien mit dem Ziel, dass diese den „Islamischen Staat“ bekämpft. Diese „Moderaten“ wollen aber nicht nur gegen den ISIL kämpfen, sondern auch den syrischen Präsidenten Bashar al Assad und seine Regierung stürzen.

Verändert hat sich das internationale Umfeld auch durch den Angriff Saudi-Arabiens auf Jemen, den – von bewaffneten Gruppen erzwungenen - Rückzug der UNO Blauhelme vom syrischen Teil der entmilitarisierten Golan- Höhen und die bevorstehende Unterzeichnung eines Abkommens zwischen den USA (und Partnern) und Iran über dessen Atomprogramm. Der nunmehr dritte UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Staffan de Mistura bereitet seit Anfang Mai eine dritte Genfer Gesprächsrunde vor. Die Flüchtlingsströme aus Syrien in die Nachbarstaaten Syriens und in die EU nehmen dramatisch zu.

Wir möchten mit der freien Journalistin und Autorin Karin Leukefeld die Perspektiven Syriens und seiner Nachbarstaaten diskutieren. Welche Chancen, welche Perspektiven hat das Genfer Abkommen (2012), in dem ein Waffenstillstand, ein Dialog, Ende aller ausländischen Einmischung in Syrien und die Bildung einer Übergangsregierung gefordert wird? Welche politischen Perspektiven gibt es für die syrische Bevölkerung? Welche Rolle spielt Präsident Bashar al-Assad? Kann die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der EU anknüpfend an ihre früheren entwicklungspolitischen Ziele (in Syrien) einen positiven Beitrag leisten? Wie kann eine weitere Destabilisierung des Mittleren Ostens vermieden werden? Welche Chancen hätte eine dritte Genfer Konferenz unter den veränderten Rahmenbedingungen?

In der medialen Berichterstattung ist der seit 2011 tobende Krieg in Syrien mit seinen

verheerenden Folgen für die syrische Zivilgesellschaft seit dem Auftreten

des sogenannten "Islamischen Staates" im Irak vorübergehend in den Hintergrund getreten.

Inzwischen kontrollieren die IS-Milizen nicht nur große Teile des Irak, sondern nach der

Eroberung Palmyras auch mehr als die Hälfte des syrischen Staatsgebiets.

Der Westen ist durch Luftangriffe, Waffenlieferungen und militärische Ausbildungshilfe

an dem Kampfgeschehen ebenso beteiligt wie auf der Gegenseite Saudi-Arabien,

die Golfstaaten und die Türkei, wobei eine klare Zuordnung der Konfliktparteien

immer schwieriger wird. Sämtliche Nachbarstaaten Syriens werden durch kaum versiegende Flüchtlingsströme in zunehmendem Maße destabilisiert.

 

In ihrem unlängst veröffentlichten Buch "Flächenbrand - Syrien,

Irak, die Arabische Welt und der Islamische Staat"

hat die Bonner Nahost-Expertin Karin Leukefeld eine Bestandsaufnahme über die immer unüberschaubarer werdende Gemengelage der Region vorgenommen.

Neben einigen Passagen aus dem Buch wird sie an dem Abend auch ihre jüngsten Eindrücke

aus dem letzten Aufenthalt vor Ort zur Kenntnis geben und u.a. auch mit uns der Frage

nachgehen, welche Rolle Deutschland und die EU bei den neuerlichen Versuchen einer

Entwirrung dieses beängstigenden Knotens spielen können.