Rede am Hiroshima-Denkmal in Bonn-Beuel von Horst Naaß

Horst Naaß ist Bürgermeister der Stadt Bonn

Ich grüße heute alle, die wie ich den Frieden lieben und deshalb hierher gekommen sind, um eines tragischen und traurigen Tages in der Geschichte der Menschheit zu gedenken. Und ich danke der Friedensinitiative Beuel und ihren Partnern von „Ärzte gegen den Atomkrieg“ und aus der „Deutschen Friedensgesellschaft“ für die Einladung, dies gemeinsam hier am Beueler Ufer zu tun.


Sie alle kennen die Fakten: Am 6. August 1945 warfen die Vereinigten Staaten von Amerika die erste Atombombe der Welt über der japanischen Stadt Hiroshima ab, drei Tage später eine zweite über der Stadt Nagasaki. Der damalige US-Präsident Harry S. Truman erreichte sein politisches Ziel: die japanische Kapitulation.

Wir stehen heute hier und wissen von dem Preis dieser Kapitulation. Und wir hoffen mit aller Kraft, dass wir mit vereinten Kräften dazu beitragen können, dass Hiroshima sich niemals wiederholt. Dass wir mit unserem Mut und unserer Leidenschaft dafür sorgen können, dass Frieden ÜBERALL Leitbild politischen Handelns wird.

Ich bin 73 Jahre alt. 68 davon durfte ich im Frieden leben. Ich wünsche mir, dass auch den kommenden Generationen so viel Glück zuteil wird. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich wurde 1940 geboren und erlebte die Zeit mit, als hier in Deutschland und überall in Europa Bomben fielen und Menschen starben. Ich konnte nichts dagegen tun – und verstand auch nicht, was um mich herum passierte. Aber die Angst, die habe auch ich gefühlt.

Die kleine Japanerin Sadako Sasaki war erst zwei, als bei ihr zuhause die Bombe fiel. Eine neue Bombe, deren Ausmaß von Tod und Verheerung niemand vorher kannte. Eine Bombe, die „little Boy“ genannt wurde und Kinder wie Erwachsene tötete. Die kleine Sadako überlebte mit zwei Jahren, wuchs heran zu einem fröhlichen, sportlichen Schulmädchen. Zehn Jahre später holte die Bombe sie ein. Bei Sadako wurde Leukämie festgestellt.

Viele von ihnen kennen die Geschichte von Sadako und wissen von den Papierkranichen, die das Symbol ihrer Hoffnung waren. Sadako starb nach 14monatiger schwerer Krankheit – aber ihre Kraniche wurden zum Wahrzeichen des Lebens, des Friedens und des Widerstands gegen den Atomkrieg. Menschen aus der ganzen Welt schicken heute ihre Kraniche und Gedanken nach Hiroshima und Nagasaki.

Und seit dem 6.8.1990 gibt es auch in den Vereinigten Staaten eine Stätte, an der in besonderer Weise der Opfer gedacht wird. Im Seattle Peace Park steht auch eine Statue der kleinen Sadako mit einem Papierkranich in der Hand.

Sadako ist tot – aber sie ist lebendig in den Herzen der vielen Kinder und Erwachsenen, die ihr zum Gedenken Papierkraniche falten und damit ein Zeichen für den Frieden setzen.

Ein Zeichen für den Frieden setzen, das wollen auch wir heute tun!

Frieden braucht Toleranz, gegenseitiges Verstehen und die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. Deshalb bin ich auch froh, dass Bonn der 1982 vom Oberbürgermeister von Hiroshima gegründeten Vereinigung der Mayors for Peace angehören, denn Bonn hat als deutsche UNO-Stadt eine besondere Rolle und Verantwortung.

Wir setzen uns nachhaltig für die Sicherung von Frieden und Freiheit in der Welt ein, aber wir wissen auch, dass nur ein beharrliches Eintreten möglichst vieler Menschen für Frieden letztendlich dazu beitragen, unsere Welt sicherer und friedlicher zu machen.

Die Erinnerung an Hiroshima ist lebendig. Es gibt Menschen, die ihre Erinnerungen daran teilen und andere, die daraus lernen und das ist gut so. Lasst uns deshalb gemeinsam mit Blumen in der Hand für den Frieden eintreten!