Rede am Hiroshima-Denkmal in Bonn-Beuel von Robert Nicoll
Robert Nicoll ist Sprecher der Beueler Friedensinitiative
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
wie Dieter Riebe schon deutlich gemacht hat, ist auch weiterhin unser Engagement und das der weltweiten Friedensbewegung notwendig. Wir freuen uns deshalb darüber, dass uns auch in diesem Jahr wieder die besten Wünsche der Wiener Friedensbewegung zugegangen sind. Ich zitiere aus ihrem Grußwort: „Trotz aller internationalen Bemühungen werden immer noch mehr als 2.000 Atomsprengköpfe in den Arsenalen auf höchster Alarmbereitschaft gehalten, das heißt, sie sind sofort einsatzbereit. Diese Situation können wir nicht länger dulden. Wir sind empört über die jahrzehntelange Verweigerung der Vernichtung aller Atomwaffen. Die atomare Abrüstung muss an die erste Stelle der Tagesordnung der internationalen Politik gesetzt werden.
Das Gedenken an die Opfer von Hiroshima und Nagasaki heißt für uns heute, aufstehen für eine Welt ohne Atomwaffen, ohne Atomkraftwerke und ohne Krieg, um das Morgen für den Frieden zu sichern. Soziale Gerechtigkeit heißt auch die Rüstung einsparen, damit mehr Mittel für alle da sind.“
Soweit das Grußwort der Wiener Friedensbewegung.
Neben unserer zentralen Forderung "Atomwaffen weltweit abschaffen" gibt es eine Vielzahl von Aspekten, die unmittelbar oder mittelbar mit Fragen der atomaren und nicht atomaren Abrüstung zusammenhängen. Folgende Ereignisse und Entwicklungen, die ich bereits im letzten Jahr genannt habe, haben an Aktualität nichts verloren:
- die weitere Verschärfung der Krisen im Nahen und Mittleren Osten;
- zunehmende militärische Auseinandersetzungen und
- die fortschreitende Aufrüstung auch mit Atomwaffen;
- der geplante Aufbau des "Raketenabwehrschilds" über Europa;
- die Weiterentwicklung von Atomwaffen einer neuen Generation, die die alten Sprengköpfe bei deren Verschrottung ersetzen sollen;
- die Fortdauer der Bereitschaft, Atomwaffen einzusetzen;
- der vermehrte Ruf nach militärischem Eingreifen bei Konflikten, statt sie politisch lösen zu wollen. Aktuelles Beispiel ist hier Syrien.
Daneben gibt es aber auch hier in Bonn Entwicklungen, die bedenklich sind. Sie fallen meines Erachtens unter die Kategorie der schleichenden Militarisierung der Gesellschaft. Ich erinnere daran, dass wir im letzten Jahr zur Enthüllung des Modells des Militärschiffes "Bonn" im Foyer des Stadthauses demonstriert haben und dem unser Friedensschiff entgegengesetzt haben. Umso bedenklicher erscheint mir, dass die Stadt Bonn mit einem Oberbürgermeister, der zu den Mayors of Peace gehört, im Juli wiederum eine Delegation des Einsatzgruppenversorgers Bonn eingeladen hat. Offensichtlich initiiert vom so genannten Freundeskreis Einsatzgruppenversorger besuchte die Delegation des Kriegsschiffes „Bonn“ die Firma Kautex Maschinenbau und vereinbarte für die Zukunft eine Zusammenarbeit. Desweiteren nahm die Delegation an der Abiturzeugnis-Übergabe im Clara-Schumann-Gymnasium teil. „Ergebnis des Besuchs: Ein Schüler des Abitur-Jahrgangs wird demnächst ein Praktikum auf dem 174 Meter langen und 24 Meter breiten Schiff absolvieren.“¹
Geradezu erschütternd finde ich die Aktion der Kunstlehrerin des Kunstleistungskurses der Bertolt-Brecht-Gesamtschule: Gestaltet wurde eine Beethoven-Figur im Matrosenanzug von 15 Schülern des Kunstleistungskurses der Gesamtschule.² Dass an einer Schule, die den Namen Bertolt Brechts trägt, eine Zusammenarbeit mit einem Kriegsschiff zu Stande kommt, hat mich sprachlos gemacht.
Zum Schluss sei noch einmal daran erinnert, dass nach wie vor in Büchel 20 amerikanische Atombomben lagern, auf die die Bundeswehr Zugriff hat.
Wir erneuern hiermit unsere Forderung an die Bundesregierung, den Abzug dieser Atomwaffen zu verlangen.
Kommt am nächsten Wochenende nach Büchel: Büchel: Atomwaffenfrei. Jetzt!
¹ General-Anzeiger Bonn 09.07.2013, S. 22
² General-Anzeiger Bonn 08.07.2013, S. 23