Das Verteidigungsministerium hat nichts mit Verteidigung zu tun
von Jacob G. Hornberger (USA)
Eines der erfolgreichsten Indoktrinierungsprogramme der Vereinigten Staaten von Amerika dreht sich um das Verteidigungsministerium. Die meisten Amerikaner glauben ehrlich, dass das Verteidigungsministerium wirklich mit der Verteidigung der Vereinigten Staaten von Amerika zu tun hat, während in Wirklichkeit der gesamte Apparat der nationalen Sicherheit – zum Beispiel das Militär und die CIA – mit Verteidigung absolut nichts zu tun haben.
Verteidigung bedeutet offenkundig Verteidigung. Wenn die Vereinigten Staaten von Amerika von einem anderen Land angegriffen und besetzt würden, dann würden die Amerikaner, die sich der Invasion entgegenstellen, ihr Land verteidigen. Das ist es, worum es bei nationaler Verteidigung eigentlich geht – sich gegen einen Angriff auf sein eigenes Land wehren.
Wenn wir also an Verteidigung im Sinn der Bedeutung des Wortes denken, dann hat das Verteidigungsministerium mit Verteidigung nichts zu tun. Es gibt ja kein Land, das die Vereinigten Staaten von Amerika angreift und besetzt, nicht einmal eines, das solche Pläne schmiedet. Ungeachtet dessen sind Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika auf der ganzen Welt in Feindseligkeiten verwickelt.
In der Tat gibt es kein Land auf der Erde, das die militärische Kapazität, das Geld, oder auch nur das Interesse daran hat, erfolgreich in die Vereinigten Staaten von Amerika einzumarschieren und sie zu besetzen. Denken Sie nur daran, wieviele Tausende Transportschiffe, Flugzeuge, Soldaten und Nachschub ein europäisches, asiatisches oder afrikanisches Land benötigte, um den Ozean zu überqueren und erfolgreich die Vereinigten Staaten von Amerika zu erobern und zu besetzen. Das ist einfach nicht machbar. Auch Kanada oder ein lateinamerikanisches Land haben nicht militärische Kapazität, Mittel oder Interesse, die Vereinigten Staaten von Amerika zu erobern und zu besetzen.
Wenn also das Verteidigungsministerium nichts mit Verteidigung zu tun hat, wofür ist es dann da?
Der gesamte Militär-/Geheimdienstapparat dient dem Zweck, andere Länder anzugreifen und zu besetzen, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen, amerikafreundliche ausländische Regimes zu unterstützen, darunter brutale Diktaturen, und um sich in Streitigkeiten zwischen anderen Ländern einzumischen.
Das läuft bei uns unter „Verteidigung.“ Sehen Sie, wie effektiv die Indoktrinierung gewirkt hat?
Nehmen wir zum Beispiel die Invasion und Okkupation des Irak durch die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika. Jeder wird bestätigen, dass die irakische Regierung niemals die Vereinigten Staaten von Amerika angegriffen hat oder auch nur damit gedroht hat. Das machte die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika zum Aggressor in diesem Krieg. Es war der Irak, der sein Land verteidigt hat. Dennoch redeten sich die Mitläufer weiterhin selbst ein, dass wenn das Verteidigungsministerium in den Irak einmarschierte und diesen besetzte, die Vereinigten Staaten von Amerika der Verteidiger sind und der Irak der Aggressor.
Oder nehmen wir Kuba. Über ein halbes Jahrhundert lang haben das Verteidigungsministerium und die CIA ein brutales Embargo gegen dieses Land betrieben, sich wiederholt an Mordversuchen gegen Fidel Castro beteiligt, sind in das Land eingedrungen und haben verschiedene terroristische Handlungen in Kuba begangen. Und doch hat die kubanische Regierung die Vereinigten Staaten von Amerika jemals weder angegriffen noch besetzt oder terroristische Handlungen gegen diese begangen.
Was Kuba betrifft, waren also das Verteidigungsministerium und die CIA immer die Aggressoren. Dennoch überzeugen die Mitläufer sich selbst, dass diese Aggression keine wirkliche Aggression ist, weil sie davon überzeugt sind, dass die Vereinigten Staaten von Amerika sich immer berechtigt gegen ausländische Aggression verteidigen.
Die wirkliche Frage ist: warum brauchen wir das stehende Heer, den militärisch-industriellen Komplex und die CIA? Die Antwort lautet: wären wir bereit, die Aggression der Vereinigten Staaten von Amerika gegen andere Länder zu beenden und die Einmischung der Vereinigten Staaten von Amerika in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzustellen, dann bräuchten wir weder das ungeheure militärische Establishment noch die CIA, davon ausgehend, dass keine realistische Möglichkeit besteht, dass wir uns gegen eine Invasion oder Okkupation durch ein anderes Land verteidigen müssen.
Nehmen wir als Beispiel die Schweiz, ein Land, dessen Militärstrategie in großen Teilen dem ähnlich ist, was Amerikas Gründerväter für unser Land haben wollten. In der Schweiz gibt es kein stehendes Heer, Laut Wikipedia stehen in der Schweiz rund 135.000 Menschen im aktiven Militärdienst (verglichen mit 1,5 Millionen in den Vereinigten Staaten von Amerika).
Gleichzeitig sind alle Schweizer Männer im Alter von 19-34 und Offiziere, die älter sind, Mitglieder der Schweizer Miliz. Frauen können freiwillig in der Miliz dienen. Alle diese Schweizer Bürger sind gut ausgebildet und kampfbereit, sollte der Bedarfsfall eintreten. Sie bewahren Sturmgewehre und andere Waffen in ihren Wohnungen auf.
Die Mitglieder der nationalen Miliz sind darauf vorbereitet, sich an der Verteidigung ihres Landes in dem unwahrscheinlichen Fall zu verteidigen, dass ein anderes Land in die Schweiz einmarschieren will. Tatsächlich würden die meisten älteren Schweizer Männer, die davor in der Miliz gedient hatten, sich ohne Zweifel an der Verteidigung ihres Landes im Fall eines Angriffs beteiligen.
Aber beachten Sie hier etwas wichtiges: die Schweiz marschiert nicht in andere Länder ein. Sie mischt sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Länder ein. Sie schickt keine Steuergelder an Diktaturen im Ausland. Sie befreit keine Menschen aus der Tyrannei. Sie mischt sich nicht ein in Auseinandersetzungen zwischen anderen Ländern. Ein Mitläufer würde sagen, dass das System der Schweiz „isolationistisch“ ist, weil ihr Militär sich nichts anderem als der Verteidigung widmet.
In der Tat fehlen der Schweiz die Mittel, sich an Imperialismus und Interventionismus zu beteiligen, weil ihre stehende Armee von aktiven Dienst verrichtenden Soldaten so klein ist.
Wenn wir über Verteidigung reden, dann ist es das, worum es bei dem Schweizer Militärsystem wirklich geht. Sehen Sie, wie verschieden dieses Verteidigungskonzept ist von dem Verteidigungskonzept der Vereinigten Staaten von Amerika.
Natürlich kann der Aspekt der Wehrpflicht beim Schweizer System nicht mit libertären Prinzipien in Einklang gebracht werden. Aber es gibt keinen Grund, warum ein Land nicht ein freiwilliges Milizsystem haben sollte, das für Männer und Frauen zutrifft. Es ist davon auszugehen, dass ein großer Prozentsatz von gut bewaffneten und gut ausgebildeten amerikanischen Männern und Frauen einschließlich derjenigen, die davor beim Militär gedient haben, mehr als bereit wären, sich an der Verteidigung ihres Landes zu beteiligen, sollte das jemals erforderlich sein.
Auf diese Weise würde der Abbau der stehenden Armee, des militärisch-industriellen Komplexes und der CIA einen militärischen Grundbestand hinterlassen, der unterstützt wird von einer freiwilligen nationalen Miliz bestehend aus gut bewaffneten und gut ausgebildeten amerikanischen Männern und Frauen, und uns in die gleiche Lage versetzt wie die Schweiz, und in der Tat in die Lage, die die Gründerväter für Amerika im Auge hatten.
Dann gäbe es keine Invasionen und Okkupationen, Angriffskriege, Sanktionen, Embargos, Militärhilfe, Entführungen, Folter oder Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder mehr durch die Vereinigten Staaten von Amerika. Wut und Hass auf die Vereinigten Staaten von Amerika seitens anderer Länder würden verschwinden. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika würde wiederhergestellt werden, wie es sich für eine konstitutionelle Republik gehört, welche auf einem genuinen Konzept der nationalen Verteidigung beruht, und nicht auf einem imperialen System mit einem Verteidigungsministerium, das nicht zu tun hat mit Verteidigung.
Übersetzt aus dem amerikanischem von Klaus Madersbacher und veröffentlicht auf seiner Webseite http://www.antikrieg.com