Naturvölker in Borneo
Entnommen einem Briefe des Geheimschreibers Karl V. an den Kardinal-Erzbischof Matth. Lang von Salzburg vom 23.10.1522.
....Porne (Borneo) ist die bedeutsamste aller Inseln, die die Spanier besucht haben, weshalb ich die Sitten und Gesetze der Bewohner dieser Insel näher beschreiben will. Alle diese Insulaner sind Heiden, die Sonne und Mond anbeten....Frömmigkeit und Gerechtigkeit gilt bei den Bewohnern dieser Gebiete viel. Besonders geschätzt wird von ihnen Friede und Ruhe. Sie sind Verächter des Krieges. Ihren König verehren sie wie einen Gott, namentlich, wenn sich seine Tätigkeit auf Erhaltung des Friedens richtet. Wünscht er aber Kampf, dann ruhen sie nicht eher, als bis er von der Hand des Feindes im Streit erschlagen worden ist. Wenn je einmal der König beschlossen hat, einen Krieg zu unternehmen, was übrigens selten vorkommt, dann wird er von seinen Untertanen in die erste Schlachtreihe gestellt, wo er den Anprall der Feinde aufhalten muss. Sie kämpfen dann erst mit Todesverachtung, wenn sie erfahren haben, dass ihr König gefallen ist. Denn nun beginnt für sie der Kampf um die Freiheit und um ihren neuen König. Nie hat es bei ihnen einen Herrscher gegeben, der nicht in einer von ihm begonnen Schlacht gefallen wäre. Deshalb hüten sich ihre Könige vor einem Krieg. Vor allem halten sie es für Unrecht, ihren Landbesitz mit Gewalt zu vergrößern. Aus diesem Grunde geht ihre Hauptsorge dahin, einen Angriff auf einen anderen Stamm zu vermeiden. Werden sie aber angegriffen, dann setzen sie sich grimmig zur Wehr und suchen bald Frieden zu erlangen. Um Frieden zu bitten, gilt bei ihnen für ehrenvoll. Man verachtet es geradezu, wenn ein Gegner sich um Frieden bitten lässt. Schändlich und hassenswert ist es, wenn einer den Frieden verweigert, selbst in dem Falle, wo er der grundlos Überfallene ist.