Israel:
Erneut zwei Kriegsdienstverweigerinnen in Haft
Tair Kaminer zum sechsten Mal, Omri Baranes zum dritten Mal verurteilt
von Connection e.V.
Gestern wurde die israelische Kriegsdienstverweigerin Tair Kaminer bereits zum sechsten Mal zu einer Haftstrafe verurteilt. Seit Januar 2016 summiert sich somit ihre Haftstrafe auf insgesamt 170 Tage. Bereits vergangenen Donnerstag war die Kriegsdienstverweigerin Omri Baranes zu einer dritten Haftstrafe verurteilt worden, womit sich ihre Haft auf 67 Tage summiert. Connection e.V. protestierte heute bei der israelischen Regierung und der israelischen Botschaft in Berlin gegen die Verletzung des Menschenrechts auf Kriegsdienstverweigerung und forderte die unverzügliche Freilassung der beiden Kriegsdienstverweigerinnen.
"Wir sind schockiert über die erneute Verurteilung der Kriegsdienstverweigerinnen", erklärte heute Rudi Friedrich vom Kriegsdienstverweigerungsnetzwerk Connection e.V. "Die israelische Regierung will mit der harschen Strafverfolgung der Kriegsdienstverweigerinnen ganz offensichtlich ein Exempel statuieren und ihren Widerstand brechen. Wir fordern die israelische Regierung auf, sie unverzüglich freizulassen und ihre Kriegsdienstverweigerung anzuerkennen."
Die 19-jährige Tair Kaminer hatte am 10. Januar 2016 ihre Kriegsdienstverweigerung im Rekrutierungsbüro in Tel Hashomer erklärt: "Ich habe mich entschlossen, den Dienst in der israelischen Armee zu verweigern. Seit Jahren gibt es keinerlei Bestrebung für einen Friedensprozess, keinen Versuch, Gaza und Sderot Frieden zu bringen. Solange der gewaltvolle militärische Weg gegangen wird, schaffen wir eine Generation voller Hass, womit die Situation nur eskalieren wird. Wir müssen dies jetzt stoppen!"
Die 18-jährige Omri Baranes schrieb in ihrer Erklärung: "In der Schule werden wir indoktriniert. Uns wird gesagt, dass das Militär entscheidend für unsere Existenz ist. Der größte Teil unserer Steuern wird dafür ausgegeben. Ich glaube, dass alle Menschen Verantwortung für die Sicherstellung humanitärer Werte tragen. Deshalb verweigere ich."
In Israel unterliegen auch Frauen der Wehrpflicht. Sie haben einen zweijährigen Dienst abzuleisten. Ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung existiert praktisch nicht. Kriegsdienstverweigerer und -verweigerinnen wurden in den vergangenen Jahren bis zu zehn Mal zu mehrwöchigen Haftstrafen verurteilt. Es ist daher zu befürchten, dass Tair Kaminer und Omri Baranes nach Verbüßung der aktuellen Haftstrafe erneut zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden.
Connection e.V. bittet um Protest- und Solidaritätsschreiben, die online über die Aktionsseite http://www.Connection-eV.org/israel-refuser-form versandt werden können.