Wer profitiert vom neuen Militarismus?
von Ron Paul (USA)
Militarismus und Militärausgaben sind überall im Ansteigen, die neue Kalte Kriegs-Propaganda scheint sich auszuzahlen. Die neuen „Gefahren,“ die aufgebauscht werden, bringen Militärkontraktoren und dem Netzwerk von Denkfabriken, die diese bezahlen, um Kriegs-Propaganda zu produzieren, große Gewinne.
Hier einige Beispiele:
In der letzten Woche gab die deutsche Regierung bekannt, dass sie 100 weitere „Leopard“-Panzer kaufen wird – ein Anstieg von 45% im Bestand des Landes. Deutschland hatte seinen Bestand an Panzern stark reduziert, nachdem das Ende des Kalten Kriegs das Ende jeder Gefahr einer sowjetischen Bodenoffensive in Europa bedeutete. Die deutsche Regierung behauptet jetzt, dass diese 100 Panzer, die nahezu eine halbe Milliarde Dollars kosten werden, nötig sind, um auf die neue Konfliktbereitschaft Russlands in der Region zu reagieren. Macht nichts, dass Russland kein Land in der Region überfallen oder bedroht hat, und schon gar nicht ein Mitgliedsland der NATO.
Der Atombunker der Vereinigten Staaten von Amerika aus der Zeit des Kalten Kriegs unter Cheyenne Mountain in Colorado, der in den 25 Jahren seit dem Fall der Berliner Mauer so gut wie außer Betrieb war, wird wiederbelebt. Das Pentagon hat fast eine Milliarde Dollars budgetiert, um die Anlage auf ihre ehemalige Operationsstufe zu Zeiten des Kalten Kriegs auszubauen. Der US-Verteidigungskontraktor Raytheon wird der hauptsächliche Nutznießer dieses Vertrags sein. Raytheon ist ein bedeutender Geldgeber für Denkfabriken wie zum Beispiel das Institute for the Study of War, die andauernd Kriegspropaganda ausstoßen. Ich bin mir sicher, dass diese fetten Verträge einen guten Gewinn auf diese Investition erbringen.
Die NATO, die meiner Ansicht nach mit dem Ende des Kalten Kriegs geschlossen hätte werden sollen, bekommt ebenfalls ihre eigene ungeheuer teure Aufstockung. Die Allianz gab 2010 ein neues Gebäude für das Hauptquartier in Brüssel in Auftrag, das 2016 fertiggestellt werden soll. Das Gebäude sieht aus wie eine scheußliche Kralle, und die Kosten dafür – sollte es jemals fertiggestellt werden - werden gut über eine Milliarde Dollars betragen. Das ist mehr als doppelt so viel wie ursprünglich budgetiert. Was für eine Verschwendung! Ist es wirklich überraschend, dass NATO-Bürokraten und Generäle ständig versuchen, uns mit Geschichten von einer neuen russischen Gefahr zu erschrecken? Sie müssen doch ihre Expansionspläne rechtfertigen!
Wer ist also der wirkliche Feind? Die Russen?
Nein, der wirkliche Feind ist der Steuerzahler. Der wirkliche Feind ist die Mittelklasse und die produktiven Bereiche der Wirtschaft. Wir sind die Opfer dieser neuen ins Unermessliche gehenden Militärausgaben. Jeder für eine erfundene Gefahr ausgegebene Dollar oder Euro ist ein Dollar oder Euro, der der realen Wirtschaft entzogen und für militärischen Keynesianismus verschwendet wird. Es ist ein Dollar, der einem kleinen Geschäftsbetreiber gestohlen wird, der nicht in Innovation investiert, für Forschung im Gesundheitsbereich ausgegeben, ja nicht einmal Hilfsorganisationen gespendet wird, die den Bedürftigen helfen.
Eines der allgegenwärtigen und gefährlichsten Märchen unserer Zeit besagt, dass Ausgaben für das Militär einer Wirtschaft gut tun. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Solche Ausgaben kommen einer dünnen Schicht von gut vernetzten und gutbezahlten Eliten zugute. Sie entziehen knappe Ressourcen, die für die Bedürfnisse und Wünsche einer Bevölkerung gebraucht würden, und kanalisiert sie in die Herstellung von Werkzeugen der Zerstörung. Die Kosten werden vielleicht versteckt durch das Gelddrucken der Notenbanken, aber sie kommen letztendlich in der dauerhaften Zerstörung einer Währung zum Vorschein.
Die Eliten fürchten sich davor, dass endlich der Frieden ausbrechen könnte, weil das schlecht ist für ihre Profite. Deshalb versuchen sie, die Vereinbarung mit dem Iran abzumurksen, das Tauwetter mit Kuba zu torpedieren und eine neue „Rote Gefahr“ hochzupeitschen, die aus Moskau kommt. Wir dürfen uns nicht ins Bockshorn jagen lassen, indem wir ihren Lügen glauben.
Übersetzt aus dem amerikanischem von Klaus Madersbacher und veröffentlicht auf seiner Webseite http://www.antikrieg.com