Irak - Die Mutter aller Schlachten
von Eric S. Margolis (USA)
New York – In diesem Monat jährt sich der Krieg gegen den Irak zum zehnten Mal.
Im Oktober 2002 schrieb ich eine Titelgeschichte für die erste Ausgaben des American Conservative Magazine unter dem Titel „The March to Folly“ (Der Marsch zur Torheit). Mein Artikel sagte voraus, dass der bevorstehende Einmarsch in den Irak zu einer Katastrophe für alle Beteiligten würde.
Der einzige Sieger eines Krieges gegen den Irak, schrieb ich, würde Israel sein, dessen nukleares Monopol und regionale Vorherrschaft sichergestellt würde. So ist es auch eingetreten.
Der Irak war aufgespalten in schiitische, sunnitische und kurdische Regionen. Die Wut gegen die Vereinigten Staaten von Amerika erreichte eine neue Intensität. Die gigantische Rechnung für den Krieg gegen den Irak belief sich auf eine Billion Dollar, zur Gänze versteckt in den rasch steigenden Staatsschulden der Vereinigten Staaten von Amerika. Nahezu 5.000 Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika wurden getötet, rund 50.000 verwundet, viele davon mit schweren Gehirnverletzungen. Die Angaben über die irakischen Opfer sind ungewiss, aber die Gesamtzahl dürfte eine Million übersteigen.
Teile des Irak sind verseucht durch Uranmunition der Vereinigten Staaten von Amerika und des Vereinigten Königreichs. Krankheiten, die unter Saddam Hussein ausgerottet worden waren, sind wieder zurückgekehrt. Saddams sadistische Geheimpolizei wurde ersetzt durch die nahezu gleich grausamen Sicherheitskräfte des von den Vereinigten Staaten von Amerika gestützten Regimes in Bagdad. Einst unter den fortgeschrittensten arabischen Ländern, ist heute ein großer Teil des Irak ruiniert. Wenigstens bedroht er nicht länger seine Nachbarn.
Erstaunlicherweise feiern Amerikas Rechte und Medien diese Katastrophe als Sieg. Viele Amerikaner glauben noch immer die Lügen der Bush-Administration, dass Saddam Hussein hinter den Attacken des 9/11 steckte. Einige glauben auch immer noch, dass der Irak über Waffen der Massenvernichtung verfügte, welche Nordamerika bedrohten.
Die Politiker, die diesen Krieg ausheckten, nämlich George W. Bush, Dick Cheney und Britanniens Tony Blair, sind jedem Antrag auf Strafverfolgung wegen Irreführung ihrer Völker in einen Konflikt entgangen, dessen Ziel es war, die ungeheuren Erdölreserven des Irak an sich zu reißen und einen Feind Israels zu zerschlagen.
Gleichermaßen sind die vielen Zeitungs- und TV-Journalisten und Kommentatoren, die als Einpeitscher für den Krieg fungierten und die Lügen aufrecht hielten, noch immer groß in der Öffentlichkeit. Nicht anders auch die sogenannten militärischen Experten, die sich für den Krieg einsetzten. Anstatt wie begossene Pudel nach dem Krieg abzuziehen, schalteten sie einfach ihre Aufmerksamkeit um gegen den Iran.
Besonders erschreckend ist, dass die entscheidende Rolle der Pro-Kriegs-Neokonservativen bei der Betreibung des Krieges den Amerikanern nie voll enthüllt worden ist. Dennoch verband sich immer wieder ein proisraelischer Neokonservativer mit den großen aggressiven Ölmännern wie Cheney und Rumsfeld, um die Vereinigten Staaten von Amerika in einen völlig unnötigen Krieg gegen den ehemaligen Verbündeten der Vereinigten Staaten von Amerika Saddam Hussein zu führen. Israels Führer Ariel Sharon donnerte: „Die Straße nach Teheran führt durch Bagdad.“
Die kleine Anzahl amerikanischer Journalisten, Mittelostanalysten, Experten in CIA und Außenministerium, welche Bushs absurde Behauptungen hinsichtlich der angeblichen Atomwaffen und „Todesdrohnen“ des Irak anzuzweifeln wagten, verloren ihre Jobs und blieben kaltgestellt bis zum heutigen Tag.
Der Verfasser dieses Artikels zum Beispiel war einer der ersten, der öffentlich versichert hat, dass der Irak keine Waffen der Massenvernichtung besitzt und keine Transportmittel, sogar wenn er über solche verfügte. Zu meinem Leidwesen kam ich auf die Schwarze Liste eines bedeutenden TV-Netzwerks der Vereinigten Staaten von Amerika, für das ich regelmäßig berichtet habe. Weitere Platzierungen auf Schwarzen Listen folgten.
Bushs moderner Kreuzzug gegen den Irak diskreditierte die großen Medien in den Augen vieler junger Amerikaner und führte dazu, dass diese sich immer mehr auf das Internet verließen. Umfragen zeigten, dass nur 24% der Amerikaner darauf vertrauten, dass die Medien ihnen die Wahrheit sagten. Die Medien der Vereinigten Staaten von Amerika waren mit wenigen Ausnahmen den Weg der alten sowjetischen Medien gegangen und agierten als Sprecher für die Regierung statt als Tribunen für die Allgemeinheit.
Der Krieg gegen den Irak beschleunigte die Militarisierung der Gesellschaft der Vereinigten Staaten von Amerika und die Führung der Außenpolitik, und beschnitt weiter die individuellen Freiheiten, die schon infolge der Attacken des 9/11 gefährdet waren. Er bürdete den Vereinigten Staaten von Amerika drückende Schulden auf. Während Brücken und Strassen in ganz Amerika zerbröckelten, gaben die Vereinigten Staaten von Amerika $80 Milliarden für den „Wiederaufbau“ des Irak aus. Nahezu der gesamte Betrag wurde gestohlen und ward nie mehr gesehen.
Die Zerschlagung des Irak, eines kleinen Landes mit 24 Millionen Einwohnern, gebeutelt durch Aufstände und zugrunde gerichtet durch Sanktionen, wurde in schamloser Weise von den Medien und Politikern der Vereinigten Staaten von Amerika gepriesen als gewaltiger Sieg der amerikanischen Waffen so ähnlich wie der Zweite Weltkrieg. Der greise Führer der Republikaner der Vereinigten Staaten von Amerika John McCain, ganz übermütig durch den lustigen kleinen Krieg im Irak, sang: „Bomb, bomb, bomb, bomb Iran.“
König Pyrrhus rief 279 v.Chr. nach einer brutalen blutigen Schlacht aus: „Noch so ein Sieg, und wir sind verloren!“
Übersetzt aus dem amerikanischem von Klaus Madersbacher und veröffentlicht auf seiner Webseite http://www.antikrieg.com