Deutschland befindet sich im Krieg!

von Dieter Riebe

Die Bundesregierung und auch die meisten Politiker der Oppositionsparteien reden von Sicherung und Wiederaufbau in Afghanistan. Für den aufgeklärten Bürger ist es schon lange klar, dass in Afghanistan Krieg geführt wird und deutsche Soldaten aktiv daran beteiligt sind. Nun ist es auch für viele andere Bürger ersichtlich geworden.


Durch die „voreilige“ Bombardierung von zwei Tanklastwagen am 4.09.2009, die von der Bundeswehr angefordert wurde, wurden laut afghanischen Angaben bis zu 90 Menschen, darunter viele Zivilisten getötet und schwer verletzt. Die zwei Tanklastwagen wurden von den Taliban gekapert und hatten sich in einem Flussbett festgefahren. Anstatt diese Gelegenheit zu Nutzen und mit Bodentruppen die entdeckten Tanklastzüge zu bergen, da sie ja manövrierunfähig fest saßen, hatte man entschieden die Tanklastzüge zu vernichten damit sie nicht als evtl. Selbsmordwaffe gegen die Bundeswehr eingesetzt werden könnten. Denn die Prämisse hieß kein unnötiges eigenes Risiko kurz vor der Bundestagswahl eingehen, denn die Bundesregierung will Afghanistan so weit wie möglich aus dem Wahlkampf heraus halten, da sie gegen das Grundgesetz verstoßen und gegen dem Willen des deutsche Volkes gehandelt haben.

Deshalb vollführt sie auch den täglichen Eiertanz im Sprachgebrauch, bei dem das Wort Krieg nicht vorkommen darf. Die große Mehrheit möchte, dass die Soldaten so schnell als möglich aus Afghanistan abziehen, denn sie wissen Gewalt löst keine Konflikte, sondern erzeugt immer mehr Gegengewalt.

Unter den politischen Vorgaben, kein unnötiges Risiko einzugehen haben die deutschen Offiziere militärstrategisch richtig gehandelt, aber eben nur aus militärischer Sicht, Menschenleben spielen dabei keine Rolle! Kriege haben grundsätzlich eine rücksichtslose, vernichtende Aufgabe: sie soll den Feind und dessen Infrastruktur ohne Rücksicht auf Opfer und Umweltschäden vernichten. Die deutschen Offizier wissen, dass in Afghanistan Krieg herrscht und dass sie sich in einer immer größeren Gefahr für das eigene Leben befinden. Sie wollten nicht abwarten bis die Tanklastwagen von den Menschen in den umliegenden Dörfern in Kanistern entleert worden wären und die Taliban dann die Tanklastwagen von der schweren Fracht befreit wieder flott gemacht hätten. Ihnen war klar, das dass abgezapfte Benzin später wieder eingefüllt worden wäre und die Taliban eine vernichtende Selbstmordwaffe mit verheerender Zerstörungskraft in Händen gehabt hätten. Dies wollten sie unter allen Umständen vermeiden, somit ordneten sie die Bombardierung der Tanklastwagen an, ohne Rücksicht auf irgendwelche unschuldigen Zivilisten, die man sowieso nicht von den Taliban auseinander halten kann. Krieg ist nie human!

 

Vor 8 Jahren hieß es, das 2.500 deutsche Soldaten den Wiederaufbau in Nord-Afghanistan sichern sollen und das unsere Demokratie dort verteidigt werden müsse. Seitdem wurden peu a peu schon 4.500 Soldaten nebst Kriegsmaterial entsandt und die Lage wird trotzdem immer unsicherer. Die Parole „mehr Soldaten mehr Sicherheit“ hat sich als falsch erwiesen und wird auch mit noch so viel Soldaten nicht aufgehen. Denn ein Grundsatz, den schon alle Besatzungsmächte erfahren mussten ist, das afghanische Volk will keine Fremdbestimmung, sie wollen frei sein. Deshalb werden sie solange ihren Freiheitskampf weiterführen bis die Fremdmächte das Land verlassen haben.

 

Nicht nur die extremen Taliban, wie uns die Politiker immer wieder erzählen, sehen die fremden deutschen Soldaten mittlerweile als Besatzer an, sondern auch der größte Teil des afghanischen Volkes. Wenn man wirklich einen demokratischen afghanischen Staat hätte, wäre es ein leichtes, eine Volksabstimmung über den Verbleib der Besatzungsmächte durchzuführen. Doch wie der vor kurzem durchgeführte Wahlgang für die afghanischen Präsidentschaft gezeigt hat, gibt es gar keine faire, freie Wahl. Die Unregelmäßigkeiten die sich gezeigt haben z.B das Kaufen von Stimmen und es sollen bis zu 2 Millionen mehr Stimmzettel gegeben haben als Wähler etc. zeigen, dass die afghanische Wahl eigentlich nur eine Farce, eine Inszenierung des Westens war, damit die willfährige, nachweislich korrupte Karsei-Administration an der Macht bleiben kann.

 

Zu Beginn der deutschen Besatzung in Nord-Afghanistan waren die Menschen voller Zuversicht und Erwartungen auf ein besseres Leben. Ein besseres Leben bedeutete Frieden, genug zum Leben, Schulbildung und wirtschaftliche Entwicklung. Doch diese Erwartungen erfüllten sich nicht, konnten sich für das einfache, für uns ungemein arme Volk nicht erfüllen. Denn die überwiegend finanzielle Hilfen, ca 10% der eigentlichen Besatzungskosten, wurden für den Aufbau der afghanischen Armee und Polizei aufgewendet. Zudem blieben durch Korruption die meisten Mittel in Kabul oder den anderen großen Städten hängen. Es gab keine effiziente Hilfen für die überwiegend ländliche Bevölkerung. Ihre wirtschaftliche Situation hat sich seit acht Jahren nicht wesentlich verbessert, wenn man von der starken Ausweitung des Mohnanbaus absieht, die es einigen Familien ermöglicht höhere Einkommen zu generieren. Es gibt für einen großen Teil der Dörfer keine geeigneten Schulen, kein Schulmaterial und keine geeignete Lehrer (siehe hier den Bericht von Khazan Gul Tani). Es hat sich also für die Masse des afghanischen Volkes nichts, aber auch gar nichts verbessert. Einzig die Rhetorik, von Freiheit und Demokratie wird ihnen ständig vorgebetet, sagen wir mal besser Propaganda, die auch für den Westen bestimmt ist. Aber auch einfache Bauern kann mann nicht auf Dauer für dumm verkaufen. Sie erfahren, dass westliche Demokratie für sie eigentlich heißt:

 

  • ständige Angst vor Bombardements in Dörfern mit vielen zivilen Opfern
  • willkürliche Verhaftungen und Folter
  • Korruption im großem und kleinem Stiel
  • Politiker pflegen vor allem ihr Eigeninteresse und das Interesse ihres Stammes
  • die vielfache Ausweitung und Duldung des illegalen Drogenanbaus
  • einen dekadenter Westen mit Prostitution, Drogen und Einmischung
  • Missachtung ihrer Kultur und Religion
  • außer einigen Vorzeige-Projekte, vor allem in den Städten, gibt es keine Entwicklung für ein besseres weniger ärmliches Leben

Ich frage mich, wie lange wollen die meisten unsere Politiker diesen Krieg billigen. Das afghanische Volk hat lange genug Krieg ertragen müssen. Es gibt keinen Sieg mit militärischen Mitteln - nur Unterdrückung. Lasst das afghanische Volk selbst bestimmen, wie sie leben wollen. Bietet denen das Geld und echte Hilfe an, die unsere Hilfe wollen, in der Höhe, die ihr für die Kriegsführung bereit seid ohne Murren auszugeben. Mit diesen enormen Summen wäre vieles möglich. Gute Schulen mit gut ausgebildetet Lehrern (die jedoch erst ausgebildet werden müssten), Solarzellen auf jedem Dach, Ausbildungszentren, Saatgutzuchtanstalten usw.. Fangen wir damit an, denn der Weg ist lang und je eher wir damit anfangen eine Friedenspolitik zu beginnem, umso eher nähern wir uns dem Ziel.

Für mich gilt: ich wähle keine Politiker, die Krieg als Mittel der Politik gut heißen und gar vertreten. Wenn das viele Bürger täten, wären unsere Soldaten bald wieder zu Hause und wir könnten unsere einst 40 Jahre bessere friedliche Politik, die in der Welt mit Achtung registriert wurde und auf die ich als Deutscher auch stolz war, zum Wohle der Menschheit wieder einbringen.


siehe auch die Links über das Thema: