Erich Maria Remarque - Der schwarze Obelisk
Scheltet nicht, wenn ich einmal von alten Zeiten rede.
Die Welt liegt wieder im fahlen Licht der Apokalypse, der Geruch des Blutes und der Staub der letzten Zerstörung sind noch nicht verflogen, und schon arbeiten Laboratorien und Fabriken aufs neue mit Hochdruck daran, den Frieden zu erhalten durch die Erfindung von Waffen, mit denen man den gesamten Erdball sprengen kann. -
Den Frieden der Welt! Nie ist mehr darüber geredet und nie weniger dafür getan worden als in unserer Zeit; nie hat es mehr falsche Propheten gegeben, nie mehr Lügen, nie mehr Tod, nie mehr Zerstörung und nie mehr Tränen als in unserem Jahrhundert, dem zwanzigsten, dem des Fortschritts, der Technik, der Zivilisation, der Massenkultur und des Massenmordens. -
Darum scheltet nicht, wenn ich einmal zurückgehe zu den sagenhaften Jahren, als die Hoffnung noch wie eine Flagge über uns wehte und wir an so verdächtigen Dingen glaubten wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Toleranz - und auch daran, dass ein Weltkrieg genug Belehrung sein müsse für eine Generation. -
Erich Maria Remarque (1898-1970), Vorwort zu seinem Roman "Der schwarze Obelisk" 1955
Der Roman ist unbedingt lesenswert!
In dem Roman "Der schwarze Obelisk" erzählt Erich Maria Remarque in einer packenden Geschichte wie sich im Jahre 1923 die Hyperinflation in Deutschland zu ihrem Höhepunkt entwickelte und mit der Währungsreform endete. Hierbei beschreibt er, wie sich die Hyperinflation auf die Menschen und deren Geschäfte auswirkte.
Die Geschäfte der Grabdenkmalsfirma Heinrich Kroll & Söhne gehen gut; sie verkauft glänzend und wird trotzdem von Tag zu Tag ärmer. Das rasch bedruckte Geld (Papier) verliert innerhalb weniger Stunden seinen Wert, das harte Leben wird vom harten Dollarkurs diktiert. Wer arm ist, wird noch ärmer, das große Geld aber machen reiche Bauern, Sachwertbesitzer, Schieber und geschickte Geschäftsleute.
Der 25jährigen Ludwig Bohmer, ein verkrachter Lehrer und Reklamechef, Zeichner und Buchhalter der Firma Kroll ist der Chronist dieser wilden, unruhigen Zeit mit ihren finanziellen Manövern, den ersten nationalistischen Ausschreitungen, einen ersten politischen Mord, den bedrohlichen Anzeichen von Antisemitismus und einer langsamen wieder erwachenden Kriegsbegeisterung. Ludwig gehört zu jener verlorenen Generation, die kaum dem Knabenalter entwachsen in den Krieg zog, mit dem Leben davon kam und nun ins Leben einsteigen will.