An den Frieden

O süßester Traum der streicht wie Sommer lind!
Doch bald musst du wohl mehr sein als ein Ahnen.
Da blüht er auf wie kleinster Duft von Wind.
Ein Engel durch der Leichen Schlucht sich bahnend.

Dein Tag -: er wölbt! Die Stadt birst vor Geläut.
Der Sonne Fluß erbraust in jeder Straße.
Gemäuer hoch sprießt golden Strahl - Efeu.
Fanfarenmünder Halleluja blasen.

Das Blutgefild verbaut zu welchem Beet,
Zu Wald und See mit Wolk und Stern darein.
Millionen Toter schwarze Fahnen weht
Breit auf vom Grund. Zerpeitschte Lüfte schrein.

Wird sich ein Blitz zum Mord im Abend zücken!?
Nein. Menschen wallen Heilige im Chor.
Auf Promenaden mögt ihr Frauen pflücken
Ein Bund von Freunden tritt im Platz hervor.

Ihr -: lasst und gern vom ewigen Frieden reden!
Ja, wissend sehr, dass er Gestalt gewinnt
Noch süßester Traum nur. Unsere Hände jäten
Das Unkraut aus, das jenen Weg beginnt!
Ertön o Wort, das gleich zur Tat gerinnt!
Das Wort muss wirken! Also lasst uns reden!!

Johannes R. Becher (1891-1958), 1918