FRIEDENSGEDICHT


Wenn der Frühling läßt empor
Hoch den Himmel steigen,
Summt es in uns wie ein Chor
Nach des Winters Schweigen:
Friede, Friede sei auf Erden!
Menschen wollen Menschen werden.

0 du dunkler Chor, der summt

In uns ist ein Ahnen:
Sie, die glaubten wir verstummt,
Melden sich und mahnen:
Menschen sollen Menschen werden!
Friede, Friede sei auf Erden.

Und es ist ein solcher Schrei,

Daß die Berge beben,
Eine Flammenwüstenei,
Meere sich erheben,
Wenn nicht Friede wird auf Erden,
Was soll aus uns allen werden?

Ihr, gezeichnet von dem Leid

Derer, die gefallen,
Und ihr, die ihr jung noch seid,
Laßt den Ruf erschallen:
Friede, Friede sei auf Erden!
Menschen laßt uns Menschen werden!


Johannes R. Becher (1891-1958)