An den Frieden

Wo bist du hin geflogen, geliebter Friede?
Gen Himmel, in dein mütterliches Land?
Hast du dich, ihrer Ungerechtigkeiten müde,
Ganz von der Erde weg gewandt?

Denn ach! Der Krieg verwüstet Saat und Reben,
Und Korn und Most; vertilgt Frucht und Stamm!
Erwürgt die frommen Mütter, die die Milch ihm geben,
Erwürgt das kleine Lamm.

Mit unsern Rossen fährt er Donnerwagen,
Mit unsern Sicheln mäht er Menschen ab;
Den Vater hat er jüngst, er hat den Mann erschlagen,
Nun fordert er den Knaben ab.

Erbarme dich des langen Jammers! rette
Von deinem Volk den armen Überrest!
Bind an der Hölle Tor mit siebenfacher Kette
Auf ewig den Verderber fest!

Karl Wilhelm Ramler (1725-1798)