Flüchtlingslager

Dicht an dicht bis zum Horizont reihen sich Zelte
mit vertriebenen, hoffnungslosen Menschen,
ihrer Heimat beraubt,
dem Bombenhagel und Kriegstreiben
gerade noch entkommen,
nun, den Alltag ungewohnt erleben,

dazwischen kleine barfüßige Kinder,

die mühsam Eimer mit sauberem Wasser
durch sandige, schlammige Wege von
einer Zapfstelle herbei schleppen,
andere erkämpfte Brotlaibe fest umfassen
oder Säcke mit Mehl, Hirse und Reis
auf ihren zarten jungen Schultern
zu ihren Familien tragen,
vorbei an besorgten Müttern,
deren Babys in Tüchern ruhen,

vom tobenden Krieg im Nachbarland

noch nichts wissen,
die Welt aber hilflos erschüttert,
dem Morden keinen Einhalt bieten kann,
Massen der verängstigen Bevölkerung durch
unversöhnliche hasserfüllte Gesinnung
täglich grausam löschen,
dem Teufel zur Freude.


© Heidrun Gemähling (*1943)