Der Gestellungsbefehl
Mufti wird bei Ausbruch eines Krieges
durch ein amtlich Formular betroffen,
das ihm schroff erklärt, man wolle hoffen,
zur Erreichung des geplanten Sieges
werde ohne weiteres auch er
sich gleich vielen vorbestimmten Helden
morgen in der X-Kaserne melden
zwecks Empfang von Soldbuch und Gewehr.
Mufti schreibt dem Schreiber dieses Schreibens:
„Nein, mein Herr, ich kann mich nicht bequemen,
an geplantem Kriege teilzunehmen,
weil ein Gegner solchen Heldentreibens.
Selbst wenn ich, wie Sie, beteiligt würde
an dem eventuellen Reingewinn,
was ich, wie Sie wissen, ja nicht bin,
wär's mir eine unerwünschte Bürde
Glauben Sie, mein Herr, nicht, dass ich schwanke:
zwar, Ihr Auftrag ehrt mich, doch ich danke.
Nähm' ich Dienst in Ihrem Unternehmen,
würd' ich mich bestimmt zu Tode schämen.“
„Dieser Mann,“ so spricht der Adressat
hoch erstaunt, zur Ordonnanz gewandt,
„schätzt wahrhaftig nicht den Heldentod
für das angelernte Vaterland;
dieser Mann, er scheint mir in der Tat,
Schulze, schaudern Sie: kein Patriot!“
Schulze knallt die Hacken — klapp! — zusamm'.
„Unerhört, Herr Oberst!“ sagt er
Erich Schairer (1887-1956), Die Sonntagszeitung 1928, 48 Mufti Bufti