Denket das der Friede nährt
...Kann es sein, so gib uns Rast,
der du alles kannst und hast!
Friedefürst bist du genannt;
bring du uns in Frieden-Stand
Und, ihr Feinde, gebt es zu,
setzt euch mit uns in Ruh,
dass wir bei der letzten Zeit
steh'n in sicherer Einigkeit
Denket, dass der Frriede nährt,
denket, dass der Krieg verzehrt,
denket, dass man doch nicht kriegt,
ob man schon auch lange siegt!
Stelle deine Schlachten ein,
Mars, und lerne milder sein!
Tu die Waffen ab und sprich:
Hin, Schwert, was beschwerst du mich!
Dieser Helm wird nütze sein,
dass die Schwalben nisten drein,
dass man, wenn der Frühling kömmt,
junge Vögel da vernimmt.
Und der prachen Erden Bauch
darf der Spieß und Degen auch,
doch dass sie sehn anders aus:
Pflug und Spaten werden draus.
Tritt, was schädlich ist beiseit!
Hin, verdammte Pest und Streit!
Weg ihr Sorgen, weg Gefahr:
itz- und kommt ein neues Jahr!
Paul Fleming (1609-1640), Neujahrsode 1633