Betrachten wir diesen Wahnsinn zuerst einmal vom moralischen Gesichtspunkte aus. Inmitten unserer Zivilisation erscheint der Krieg wie eine schreiende Regelwidrigkeit, er lässt sich überhaupt nur als Überbleibsel aus Zeiten erklären, die barbarischer waren als die unseren und nur allein die Vorurteile, die Unwissenheit der Massen, die Interessen einiger Privilegierter halten ihn noch aufrecht. Der Moralbegriff unserer Generation ist tatsächlich nicht mehr der der vorhergehenden Generation, noch etwa der der früheren vor hundert Jahren. So weit zurück wir in unsern Sitten auch noch sind, sie haben sich doch im Laufe der Jahrhunderte langsam gemildert und wir können, ohne sehr weit zurück zu greifen, die Stadien ihrer Fortentwicklung verfolgen. So sind wir längst aus der Zeit heraus, in der Falschmünzer in kochendem Wasser gesotten, Dirnen auf öffentlicher Straße ausgepeitscht wurden, in der die Folter unter allen möglichen Formen die Glieder unglücklicher Angeklagter zermalmte und zerbrach. Das 18. Jahrhundert hat alles dies verschwinden lassen. Im 19. Jahrhundert, in dem sich der menschliche Geist noch eine Stufe höher entwickelte, schaffte man die Sklaverei ab, milderte man die Strafgesetze, gründete man eine Menge Werke, die bestimmt waren, das menschliche Elend zu mildern. Charles Naine (1874-1926)