Es gibt kaum einen Philosophen, der sich nicht mit der Frage Krieg und Frieden einmal befasst hätte. Ob sie nun zur Bejahung oder zur Ablehnung des Krieges gelangten, Philosophen kommt es nicht zu, über pathologische Erscheinungen zu meditieren. Immerhin wäre es aber Pflicht der zeitgenössischen Philosophie, den Widerspruch aufzuklären, der darin liegt, dass die Staaten der Erde zwar mit der Unterschrift unter den Kelloggpakt den Krieg geächtet haben, dabei aber ihre Bürger mit Gewalt zum Waffendienste zwingen. Mit Recht stellt Albert Einstein die Forderung auf, dass alle Staaten, die den Kelloggpakt gezeichnet haben, auch die allgemeine Wehrpflicht abschaffen und sich verpflichten, weder direkt noch indirekt oder moralisch ihre Bürger zum Waffendienste zu zwingen. Ächtung des Krieges mit gleichzeitigem Zwang zum Kriegsdienste widerspricht nun allerdings der Vernunft und die Unvernunft, das Irrationale ist es, worauf die militärische Philosophie die Bejahung des Krieges allein stützen kann. "Nie weder Erdbeben" rufen die Militaristen jenen zu, deren Losung "Nie wieder Krieg" ist. Emil Flusser (1888-1942), Krieg als Krankheit, 1932