Kein Individuum wird als gut geboren, kein Individuum wird als böse geboren. Die Menschen sind das eine oder das andere, je nachdem, ob sie ein gleiches oder ein entgegengesetztes Interesse vereint oder trennt. Die Philosophen glauben, dass die Menschen in einem Kriegszustand hinein geboren werden. Sie sagen, dass das gemeinsame Verlangen, die selben Dinge zu besitzen, von der Wiege an die einen gegen die anderen aufbringt. Der Kriegszustand folgt zweifellos unmittelbar auf den Augenblick der Geburt. Der Frieden unter den Menschen ist wenig dauerhaft. Dennoch kommen sie nicht als Feinde auf der Welt. Das Gute oder das Böse in ihnen ist ein Zufall: das Ergebnis ihrer guten oder schlechten Gesetzte. Was man am Menschen die Güte oder den moralischen Sinn nennt, ist sein Wohlwollen gegenüber den anderen und dieses Wohlwollen entspricht in ihm immer dem Nutzen, den er von diesen Menschen hat. Claude Adrien Helvétius (1715-1771)