In der Tat, wenn der Gegensatz zwischen den Interessen der Völker dazu führt, dass die einen sich im unaufhörlichen Kriegszustand gegenüber den anderen befinden; wenn der Friedensschluss zwischen den Völkern eigentlich nur ein Waffenstillstand ist, der sich mit der Ruhepause vergleichen lässt, die zwei Kriegsschiffe nach langem Kampfe einlegen, um das Takelwerk auszubessern und dann wieder anzugreifen; wenn die Völker ihre Eroberungen und ihren Handel nur auf Kosten ihrer Nachbarn ausdehnen können; wenn schließlich die Wohlfahrt und der Aufstieg eines Volkes immer vom Unglück und Niedergang eines anderen abhängen; dann ist evident, dass die Leidenschaft des Patriotismus, die doch bei einem Staatsbürger so sehr zu wünschen, zu ehren und zu schätzen ist - wie das Beispiel der Griechen und Römer beweist -, die Liebe zur Welt völlig ausschließt. Claude Adrien Helvétius (1715-1771), "Vom Geist"