Krieg
Schlägt ewig Kains Neid auf Bruder Abel,
Weil gottgesegneter sein Opfer dampft?
Wird trotz der internationalen Kabel
Die Saat vom Ungeheuer Krieg zerstampft?
Der Schlachtengeier wetzt voll Gier den Schnabel,
Daß schaudernd sich das Herz zusammenkrampft –
Es wühlt der Haß von Zone fort zu Zone,
Dumpf heult die menschenhungrige Kanone.
Noch hält der rohe Wahnsinn racheschäumend
Bluternte, bis die Scheuern übervoll,
In Knäueln packt sich durcheinanderbäumend
Der zähnefletschend aufgepeitschte Groll.
Was weltversöhnend, völkerfriedeträumend,
Moloch verschlingt es, blindhinwütend, toll,
Gefüttert mit Verleumdung, lügenstrotzend,
Auf Leichenpyramiden grausig glotzend.
Karl Friedrich Henckell (1864-1929)