An den Frieden

Friedensgöttin, komm, ich flehe
Dir mit hochgehobner Hand,
Komm herab von deiner Himmelshöhe,
Dich bedarf mein armes Vaterland.

Sieh im Maienmonde wollen
Heere ziehen in das Feld.
Wie sie schon die Augen blutig rollen,
Zu verheeren eine ganze Welt.

Freude flieht vor Mavors Rufe,
Der sich schlachtendurstig naht;
Seiner kriegerischen Rosse Hufe
Stampfen, knicken unsre Frühlingssaat.

Blumen sterben, wo die Sohle
Eines erznen Kriegers geht;
Traurig liegt das Röschen, die Viole,
Jedes Blümchen auf zertretnem Beet.

O so komm, du Friede, nieder,
Sänftige der Krieger Sinn.
Tausend Deutsche, alle brav und bieder"
Grüßen dich, du Himmels-Königin.

Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791)