Obwohl das menschliche Geschlecht in verschiedenen Völker und Staaten geteilt ist, hat es nicht bloß seine Einheit als Spezies, sondern auch eine gewisse moralische und sozusagen politische Einheit, die sich in den natürlichen Geboten der gegenseitigen Liebe und Achtung für alle, selbst den Fremden äußert. Obwohl jeder vollkommene Staat, sei er Monarchie oder Republik, schon für sich allein eine in sich bestehende Einheit bildet, ist es doch nicht minder richtig, dass jeder dieser Staaten, wenn wir ihn in Beziehung zum ganzen Menschengeschlecht betrachten, in gewissem Sinne einen Teil der Gemeinschaft darstellt. Denn niemals werden jene Gemeinschaften isoliert sich selbst genügen und des wechselseitigen Verkehrs, wie der gegenseitigen Hilfe, entbehren können, um ihre moralischen Bedürfnisse zu befriedigen, wie das die Erfahrung zeigt. Aus diesem Grunde ist es für sie unentbehrlich, ein Gesetz zu haben, das sie leitet und das sie in dieser Gesellschaft oder in dieser Verbindung an ihrer Stelle weist ... Wie die Gewohnheit in den Provinzen und in den Staaten Recht geschaffen hat, so ist es auch möglich, dass durch die Übung der Staaten Gesetze im ganzen menschlichen Geschlecht eingeführt werden. Francisco Suárez (1548-1617)