Extreme Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, extreme Gewalt gegen Gegner, Exzesse, oder ritualisierte Gewalt, alles dieses findet in allen modernen Kriegen statt und ist als solches nicht erklärungsbedürftig, weil der Krieg eben gewaltoffene Räume und Gelegenheitsstrukturen etabliert die die Soldaten oder die Kämpfer dann Nutzen, aus den unterschiedlichsten Gründen. Es ist eigentlich ein Ablenkungsmanöver, vielleicht auch zur Beruhigung der eigenen Psyche, wenn man sich über die extremen Gewaltexzesse, wenn sie dann per Foto oder Video mal an die Öffentlichkeit kommen, aufregt. Dann braucht man sich nicht darüber aufzuregen, dass ist das was im Krieg statt findet. Wenn man so etwas nicht haben möchte, muss man sich darüber unterhalten wie man verhindern kann das Konflikte mit Kriegsgewalt ausgetragen werden. Und wenn es Kriege gibt, gibt es diese Form von Gewalt über die wir uns, wenn ich so sagen darf, regelmäßig künstlich Aufregen, um uns selber zu versichern, dass wir mit Gewalt nichts zu tun haben und nichts mit Gewalt zu tun haben wollen, das ist aber eine Selbsttäuschung, ein Irrtum. Harald Welzer (*1958), Interview aus dem Doku, „Das grauen des Krieges“ (Spiegel TV GmbH 2011)