Von allen Dogmen der bigotten Politik unserer Tage hat keine mehr Unheil angerichtet, als die, dass "um Frieden zu haben, man sich zum Kriege rüsten muss". Diese große Wahrheit, die sich hauptsächlich dadurch auszeichnet, dass sie eine große Lüge enthält, ist der Schlachtruf, welcher ganz Europa zu den Waffen gerufen und einen solchen Landsknechtsfanatismus erzeugt hat, dass jeder neue Friedensschluss als neue Kriegserklärung betrachtet und gierig ausgebeutet wird. Während so die Staaten Europas eben so viele Heerlager geworden sind, deren Söldner vor Begierde brennen, aufeinander los zu stürzen und sich zu Ehren des Friedens gegenseitig die Gurgeln abzuschneiden, handelt es sich vor jedem neuen Ausbruch nur um die unbedeutende Kleinigkeit, zu wissen, auf welche Seite man sich stellen soll. Sobald diese nebensächliche Erwägung von den diplomatischen Parlementairs (Unterhändler) mit Hilfe des bewährten: "si vis pacem, para bellum ("willst du Frieden, rüste zum Krieg") befriedigend erledigt ist, beginnt einer jener Zivilisationskriege, deren frivole Barbarei der besten Zeit des Raubrittertums, deren raffinierte Perfidie jedoch ausschließlich der modernsten Periode des imperialistischen Bürgertums angehört. Karl Marx (1818-1883), "Das Volk" Nr. 13 vom 30. Juli 1859